[Review] Ken Follets – Die Säulen der Erde

Bereits 1989 erschien die weltbekannte Romanvorlage von Ken Follet, 1200 Seiten stark und bereits über 15 Millionen Mal verkauft. Mittlerweile wurde der schon mehrfach als Hörbuch veröffentlichte Stoff sogar verfilmt und als Vierteiler im Fernsehen ausgestrahlt. Nun hat das deutsche Entwicklerstudio Daedalic Entertainment die Geschichte als interaktiven Roman mit Adventure-Elementen umgesetzt. Interessant ist das man zwar den vollständigen Roman als Grundlage verwendet hat, dem Spieler aber trotzdem begrenzte Entscheidungsmöglichkeiten eingeräumt um das Spielerlebnis non-linear zu gestalten (oder dem Spieler zumindest das Gefühl zu geben). Das Spiel erscheint als Trilogie für PC, Mac, Linux, PlayStation 4 und Xbox One, wer das Spiel erwirbt erhält eine Art Season Pass der auch Zugriff auf die weiteren beiden Bücher erlaubt – wir haben uns auf der PlayStation 4 das erste Buch “Aus der Asche” angeschaut.

Features

• Videospieladaption eines 1200 Seiten starken Weltbestsellers in 21 Kapiteln
• Spieler können Handlungsstränge und das Schicksal der Charaktere beeinflussen
• originalgetreue Abbildung des 12. Jahrhunderts mit über 200 handgezeichneten Hintergründen
• drei Protagonisten sowie zwei weitere Charaktere spielbar
• orchestraler Soundtrack von FILMharmonic Orchestra aus Prag

Story

Im Jahr 1135 n.Chr. stirbt der regierende englische König Heinrich I. im Alter von 67 Jahren. Da sein einziger ehelicher Sohn und Thronerbe bei einem Schiffsunglück umgekommen ist, hinterlässt er nur eine Reihe unehelicher Söhne und seine Tochter Matilda. Diese ist für seine Nachfolge vorgesehen. Der Neffe des verstorbenen Königs, Stephan, macht ihr jedoch den Thron streitig. Seine Krönung zum neuen König von England und seine Nichtanerkennung durch Matilda führen zu einem Thronfolge-Krieg, der letztendlich zu einem zwanzig Jahre dauernden Bürgerkrieg eskaliert.

 

“Die Säulen der Erde” spielt im England des 12. Jahrhunderts. In einer Zeit, in der das Land von großer Armut und Kriegen heimgesucht wird. In der fiktionalen Stadt Kingsbridge beginnt der Bau einer Kathedrale, die für die Einwohner der Stadt ein Zeichen für Reichtum und Sicherheit bedeutet. Das erste Buch spielt überwiegend in der  Grafschaft Shiring mit der gleichnamigen Hauptstadt Shiring. Die Kathedrale um deren Bau sich die Geschichte dreht steht im besagten Kingsbridge. Im ersten Buch mit dem Titel „Aus der Asche“ übernimmt man die Rollen der Hauptcharaktere, Philip, Aliena und Jack. Philip wird in die Grafschaft Kingsbridge geschickt um nach dem Tod des dortigen Priors nach dem Rechten zu sehen. Jack ist Halbwaise, der zusammen mit seiner Mutter in einer Höhle im Wald von Shiring aufwächst. Sie gelten als Ausgestoßene. Eines Tages treffen sie den Steinmetz John Builder und seine Familie. Da es ein sehr harter Winter ist, schließen sich die Familien zusammen und gelangen nach Shiring. Dort treffen sie auf Aliena. Sie ist die Tochter des Grafen Barholomäus und somit Prinzessin der Grafschaft Shiring. Die Geschichten der verschiedenen Charaktere beginnen an unterschiedlichen Orten, treffen aber im Laufe der aufeinander.

Grafik

Man sieht dem Spiel sofort an das hier sehr viel Mühe und Hingabe drinsteckt, denn alle Charaktere und Hintergründe sind handgezeichnet. Es wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet und selbst Fans von bombastische Grafik und Effektgewitter werden den Grafikstil sehr schnell liebgewinnen. Die düstere Gesamtstimmung des Mittelalters als wurde toll eingefangen. Da es im Hauptplot der Story um den Bau und Wiederaufbau der Kathedrale von Kingsbridge geht, wurde besonderes Augenmerk auf die Architektur des mittelalterlichen Englands gelegt. Gelegentlich kommt einem beim Spielen der Gedanke das die ein oder andere Animation doch etwas geschmeidiger ablaufen könnte, das hält sich aber doch in Grenzen.

Sound

Die Musik von Die Säulen der Erde wurde vom FILMharmonic Orchestra aus Prag eingespielt. Die atmosphärischen Stücke passen sehr gut zum mittelalterlichen Setting und den Schauplätzen im Spiel. Die Chorale wurden vom Berliner Chor Vox Nostra aufgenommen und runden das akustische Bild eindrucksvoll ab. Die deutschen Sprecher liefern ebenfalls eine gute und zufriedenstellende Performance. Man kann der akustischen Untermalung des Geschehens ohne Bedenken bescheinigen das sie enorm zur Atmosphäre beiträgt.

Gameplay

Im ersten Buch “Aus der Asche”, des als Trilogie angelegten Spiels führt man in sieben aufeinander folgenden Kapiteln die Hauptcharaktere Philip, Jack und Aliena durch die Geschichte. Die Entscheidungen, die während der Handlung durch die Protagonisten getroffen werden, nehmen an bestimmten Stellen auch Einfluss auf die Gesamtgeschichte. So hat es beispielsweise Auswirkungen, ob man ein Reh für das gemeinsame Abendessen erlegt oder im weiteren Verlauf der Story den eigenen Bruder verrät. Nach jedem abgeschlossenen Kapitel wird eine Zusammenfassung der getroffenen Entscheidungen und deren Konsequenzen angezeigt, ähnlich wie man es vielleicht von den Telltale-Adventures kennt Zumeist besteht die Hauptaufgabe darin einen Schauplatz mit seinem Hauptcharakter zu erkunden und entscheidende Punkte zu finden, an denen dann eine Aktion für die nachfolgende Handlung ausgelöst werden kann. Wem das zu viel wird oder wenn es mal zu lange dauert, drückt man einfach die Taste „L2“ und bekommt alle vorhandenen Punkte an einer Location angezeigt. Man sollte diese vielleicht nicht übertreiben, da sonst enorm viel vom “Spielspaß” verloren geht, denn das erkunden ist schon ein elementarer Bestandteil. Ohne dies sind wir dann tatsächlich eher bei einem interaktiven Film. Davon abgesehen ist man damit beschäftigt viele Dialoge mit NPCs zu führen, die dann durch Auswahl der Antwort den weiteren Handlungsablauf bestimmen. Gelegentlich tauchen auch kleine Quick-Time Events auf – diese sorgen dann gekonnt dafür das man aufmerksam bleibt. Den Schwierigkeitsgrad darf man unverblümt als recht niedrig einstufen, das kommt der Erzählung definitiv zugute wird für viele Spieler aber möglicherweise zu wenig Herausforderung bieten. Die Spielzeit des ersten Buchs liegt etwa bei fünf bis sechs Stunden – hängt halt auch stark davon ab wie oft man die “L2”-Taste drückt oder man durch die Gespräche

 

Die Steuerung ist, wie sich das für ein Adventure gehört, einfach und intuitiv. Schließlich soll der Spieler dadurch nicht unnötig von der Handlung und dem Spielgeschehen abgelenkt werden. Mit dem linken Analog-Stick bewegt man seine Spielfigur und mit dem rechten Stick navigiert man durch das Inventar. Mit der Taste „Quadrat“ schaut sich ein Charakter einen Schauplatz, Gegenstand oder Charakter genauer an und macht sich hierzu seine Gedanken. Mit der Taste „Dreieck“ wird eine Aktion mit dem ausgewählten Gegenstand aus dem Inventar ausgelöst und die X-Taste ist mit Aktionen, beispielsweise dem Öffnen von Türen belegt.

Fazit

Auch wenn man vielleicht kein großer Fan des Genres ist und einem auch möglicherweise der Stoff nicht zu sagt – Daedalic haben hier wohl top  abgeliefert. Die Romanvorlage wurde überragend aufgearbeitet und die umfassenden Recherchearbeiten haben sich gelohnt. Man merkt dem Spiel an das man sich intensiv mit der Geschichte und der Vorlage von Ken Follet auseinandergesetzt hat. Der Titel bietet sich auch für all jene an die bisher nicht dazu kamen das Buch zu lesen oder die Verfilmung verpasst haben – eine bessere Alternative die Geschichte zu “erleben” gibt es wohl kaum. Es soll nochmal hervorgehoben werden das man keinerlei Vorkenntnisse benötigt um ins Spiel bzw. die Geschichte zu finden. Der Titel des kommenden zweiten Buches trägt den Titel „Wer den Wind sät und darf sehr gerne so weitermachen wie “Aus der Asche” begonnen hat. Leider sind zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Erscheinungstermine bekannt.

PRO

• Wunderschöne handgezeichnete Hintergründe und Figuren
• Eindrucksvoller Soundtrack
• Tolle Atmosphäre
• Spannende Geschichte
• Romanvorlage gut umgesetzt

KONTRA

• Recht linearer Spielablauf
• Gelegentliche Ruckler

 

 

https://press.daedalic.com/das-the-pillars-of-the-earth-abenteuer-beginnt-diesen-sommer

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